Wie viele Verbindungen, wie viele Verstrickungen, wie viel Zweifelhaftes, wie viel Aufklärungsbedürftiges, wie viel Verabsäumtes müssen in Österreich zum Beispiel einem Präsidenten des Nationalrates im Jahr 2009 eigentlich vorgelegt werden, bis er endlich von selbst zurücktritt bzw. abgesetzt wird?
Daß er oder sie, um ein in Österreich doch nicht so selten vorkommendes und weiter wählbares Anstreifen herauszustellen, bereits vor 1945 mindestens 48 Jahre alt war und …?
Das könnte beispielhaft gefragt werden beim Stöbern etwa auf der Website des derzeitigen dritten NR-Präsidenten Dr. Martin Graf und beim Lesen des Namens Dr. Herbert Fleissner in der umfangreichen Sammlung des NR-Präsidenten auf seiner Website mit dem Titel »Vertriebene«.
Und zu Dr. Herbert Fleissner, der, wie auf der Website von Dr. Martin Graf zu lesen ist, auch dem Bundesvorstand der Sudetendeutschen Landsmannschaft angehört, kann viel gesagt werden und wurde viel schon geschrieben, zum Beispiel:
Im April 2008 wurde Herbert Fleissner die Ulrich-von-Hutten-Medaille verliehen. Diese wird von der Gesellschaft für Freie Publizistik GFP, laut Verfassungsschutz die größte rechtsextremistische Kulturvereinigung Deutschlands, verliehen. Damit kam Fleissner in eine Reihe mit dem ehemaligen SS-Offizier und NS-Kriegsverbrecher Erich Priebke, Gerhard Schumann (NSDAP, Nationalsozialistischer Studentenbund NSDTB, SA, Präsidialrat der Reichsschrifttumskammer), Peter Dehoust aka Peter Degner (NPD), Karl Waldemar Schütz (NPD), Udo Walendy, mehrfach vorbestrafter Holocaust-Leugner, Hajo Herrmann, eine Ikone der extremen Rechten.
http://www.gavagai.de/skandal/HHD0802.htm#fleissner
Dass Verfassungsschützer sowohl des Bundes wie des Landes die GFP seit Jahren als rechtsextremistische Organisation beobachten und beschreiben, nennt Fleissner „eine Behauptung, die ich nicht kenne“. Die Medaille, so seine Interpretation, sei „eine literarische Auszeichnung“ und „parteipolitische Zusammenhänge sehe ich keine“.
Dr. Herbert Fleissner kenne die Behauptung nicht: eine, wird an Österreich gedacht, strachige, eine freiheitliche Aussage! Der eine kennt die Beschreibung nicht, der andere zum Beispiel wieder nicht die Bedeutung von einer Zahl, deren Versandhaus einem anderen wieder nicht bekannt ist …
Johannes
21. Januar 2010
Frage zum Thema, allerdings am Rande: Gibt es irgendwo empirische Informationen über „politische Rücktritte in Östereich“ bzw. „Rücktritte von Politikern in Österreich“?
Bin über jede Antwort dankbar!
Bernhard Kraut
22. Februar 2009
Sehr geehrter Herr Dr. Kleining, daß bei Ihren Aussagen Vorsicht angebracht ist, zeigen sehr deutlich die Reaktionen auf das von Ihnen Vorgebrachte: http://buecher.hagalil.com/2008/10/sudetendeutsche/.
Wenn Sie meine Ausführungen aufmerksam gelesen haben, dann werden Sie keine Stelle gefunden haben, die das Leid der vertriebenen Menschen in Abrede stellt. Aber weshalb lassen die vertriebenen Menschen mit ihrem Leid den von Ihnen angesprochenen Gruppierungen Geschäfte, nicht nur politische, machen? Weshalb suchen sie sich nicht endlich redliche Historiker und Historikerinnen, die nicht ihr Leid für u.a. revisionistische Zwecke mißbrauchen?
Es ist Ihnen natürlich zu glauben, daß Sie kein Mitglied sind. Aber warum schreiben Sie das? Wäre es nicht redlich gewesen zu sagen, Sie seien aber durchaus aktiv, z.B. durch Ihr Schreiben für „Alte Heimat – Zuckmantel“ (ob regelmäßig oder nur ab und an, ob ehrenamtlich, ob bezahlt, das entzieht sich meiner Kenntnis)? Oder wäre es für Ihre Argumentation nicht gerade hilfreich, daß dort gleich auf den Bildhauer und Maler M. Odin Wiesinger (nach eigener Ausage in einem Interview mit der „Jungen Freiheit“: Burschenschafter) getroffen werden könnte? Und damit sind wir wieder bei Dr. Martin Graf und seiner FPÖ, eine Ausstellung im letzten Jahr im österreichischen Parlament gab es von M. Odin Wiesinger auf Einladung der FPÖ. Und in der „Neuen Freien Zeitung“ vom 23. Oktober 2008, Nr. 43, ist darüber zu lesen:
Kunst im Parlament. Es ist mittlerweile Tradition, daß der Freiheitliche Parlamentsklub Künstlern eine Plattform bietet. Doch andersals bei linken Künstlern,die u.a.ihren Mist,wie Blut,Fäkalien (siehez.B.die Ergüsse eines Hermann Nitsch),als „Kunst“ verkaufen,bietet die FPÖ echten Künstlern Gelegenheit, ihre Werke auszustellen. Derzeit sind Bilder und Skulpturen des Künstlers Odin Wiesinger,eines Malers,Graphikers und Bildhauers,zu bewundern.Bei der Präsentation letzten Mitwoch,zu der mehrere hundert Gäste gekommenwaren, gab es lobende Worte von HC Strache und NAbg. GerhardKurzmann für die besonderen Begabungen von Odin Wiesinger.
Sehr geehrter Herr Dr. Kleining, Ihr Kommentar hat nicht unbedingt die Glaubwürdigkeit erhöht, daß es z.B. der Sudetendeutschen Landsmannschaft wirklich nur um eine redliche geschichtliche Aufarbeitung geht.
Bernhard Kraut
22. Februar 2009
Sehr geehrter Herr Demokrat oder sehr geehrte Frau Demokrat!
Dr. Martin Graf also abzusetzen, wäre demokratisch unklug, Frau Innenministerin Fekter abzusetzen aber nicht? Das berühmte Volk hat gewählt, aber hat es auch damit Herrn Graf zum Präsidenten gewählt? Nach einer Umfrage vom Jänner 2009 sollen 40% für einen Rücktritt von Dr. Martin Graf sein und 32% dafür, daß er bleibt. Ein beeindruckendes Votum Ihres Volkes für einen NR-Präsidenten Dr. Martin Graf.
Zum Wohle einer Gesellschaft wäre es, nach den Ursachen der Kriminalität zu fragen, statt täglich Kriminalität zu propagieren, Unsicherheit zu verbreiten, aus der nichts Konstruktives entstehen kann.
Dr. Gerd Kleining
21. Februar 2009
Die immer wieder hergestellte Verknüpfung v0n Begriffen wie „politische Rechte, rechtsextrem, Nazis, Verfassungsschutz, Revanchismus usw.“ mit den Begriffen „Sudetendeutsche, Sudeten-deutsche Landsmannschaft, Vertreibung usw.“ stellt eine unakzeptable Beleidigung für die Opfer der ethnischen Säuberung und der Beraubung durch die CSR dar. Sie wirft ein bezeichnendes Licht auf die geschichtlichen Detailkenntnisse des jeweiligen Autors und spricht daher für sich selbst.
Um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen: Ich bin weder Mitglied irgendeiner Lands-mannschaft oder politischen Gruppierung, noch kann ich oder konnten wir mit Nazi-Ideologie jemals etwas anfangen. Aber ich habe die Vertrei-bung und den Jahrhundertraub durch die CSR selbst erlebt und weiß daher, wovon ich rede.
Demokrat
21. Februar 2009
Dass Herr Graf von der Elite unseres Landes nicht unterstützt wird, dass dürfte sogar schon mitbekommen (der ja recht(s) zurückgeblieben (zeitlich natürlich, was sonst!?) haben, aber in einer Demokratie nun mal die Masse entscheidet (egal ob deren Vertreter oder die Wähler selbst) ist auch Fakt. Herrn Graf seines Amtes zu entheben halte ich für demokratisch sehr unklug, gegen ihn zu protestieren aber für notwendig!
Wen man hingegen DRINGEND absetzen müsste (und auch können, da in keinster Weise vom Volk gewählt oder legitimiert), dass wäre unsere liebe Innenministerin!
Was diese Frau sich erlaubt ist ungeheuerlich: Egal ob Postenschacher und Schwarzfärbung des Ministeriums und der Polizei, „freiwilliges Zwangsprogramm für Rückführungen“ in den sicheren Tod nach Tschetschenien oder offene Lügen an die Presse, diese Frau hat es faustdick hinter den Ohren – wohler wäre mir aber wenn ich wüsste, dass es in Österreich darum ginge Kriminalität zu bekämpfen – zum Beispiel!